Eine kleine Weihnachtsgeschichte, meines Wissens von Hans Held

Das doppelte Weihnachtsgeschenk

Es war am Tage vor der Weihnacht, als ein kleines wolliges Hundekind aus einem Sacke in den Schnee geschüttet wurde. Eine hagere Frau mit einem verkniffenen Gesicht hatte das kleine hilflose Wesen in der Abenddämmerung bis an den Waldrand getragen. Hier sollte es ohne weiteres Zutun umkommen! Die Frau war hartherzig und geizig. Sie haßte alle Tiere, besonders, wenn sie ihr Brot mit ihnen teilen sollte.

Die Mutter des kleinen Hundes war in der kalten armseligen Hütte der Frau eingesperrt.
Winselnd kratzte und scharrte sie an der Tür im hartgetretenen Lehm hinter der Schwelle. Sie ahnte, was mit ihrem Kleinen geschehen sollte und versuchte hinauszukommen, um ihm zu helfen.
Die Frau wollte die Hündin behalten, solange diese ihr als Zugtier ihres Lumpensammlerwagens billige Dienste leisten konnte. Nachdem die Frau wieder gegangen war, saß unser Hundekind noch lange zitternd an der Stelle, an der es ausgesetzt worden war. Es jammerte vergeblich nach seiner Mutter.

Später - es war inzwischen dunkel geworden - leuchtete zwischen den Bäumen des nahen Waldes ein Licht auf. Das Hundchen sah es mit großen Augen. Bei einem Licht mußte ein lebendes Wesen sein, bei dem es sich anschmiegen und wärmen konnte! - Auf wackeligen Beinchen stapfte der Kleine durch den Schnee in den Wald hinein.

Der geheimnisvolle Lichtschein entfernte sich. Unser Hundekind bellte aufgeregt mit seinem kleinen Stimmchen, es war noch zu klein, um dem Licht folgen zu können. Ratlos blickte es, breitbeinig sitzend, sehnsüchtig in die Dunkelheit. Nichts Tröstliches war zu sehen und zu hören. Todmüde und elend kroch der Kleine unter die schützenden Zweige eines Tannenbäumchens und schlief in dem Bett aus trockenen Fichtennadeln, zu einem Pelzknäuel zusammengerollt, mit einem langen Seufzer ein......

Es mochten Stunden vergangen sein, als unser kleiner Hund wie in einen wunderschönen Traum hinein aufwachte. Der Wald erstrahlte ringsum in hellem Schein unzähliger Lichter. Der Schnee auf den Zweigen glitzerte und funkelte......

Der Kleine empfand keine Furcht mehr, und ein glückliches Gefühl der Geborgenheit erfüllte ihn, als mehrere Wildkaninchen an sein Lager hoppelten und ihn zärtlich mit ihren Schnuppernasen stupsten. - Dann kam eine Füchsin. Sie wartete, bis die munteren Kaninchen ihr Platz machten. Auch sie stupste den Findling und leckte ihm liebevoll Gesicht und Ohren. Immer mehr Waldtiere erschienen am kleinen Tannenbaum. Sogar der Dachs, der in jeder Weihnacht seinen Winterschlaf zu unterbrechen pflegt, legte sich zu dem Hundekind, um es mit seinem Winterpelz zu wärmen.




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© Eva-Maria Schubert-Laudenklos